… verlassen hierzulande die Schule ohne Abschluss. Inmitten des Fachkräftemangels wächst der Anteil junger Erwachsener ohne Berufsausbildung. Die schlechte Lage an den Schulen könnte das Bildungsproblem weiter verschärfen.
Der Fachkräftemangel entwickelt sich in Deutschland zur größten Wachstumsbremse. Verschärft wird das Problem durch die anhaltend hohe Quote an Schulabbrechern. 2021 haben 47.500 Jugendliche die allgemeinbildenden Schulen ohne Hauptschulabschluss verlassen. Mit 6,2 Prozent lag ihr Anteil damit etwas höher als in den Vorjahren, wie eine Studie der Bertelsmann-Stiftung aufzeigt. Fast jeder Fünfte in der Altersgruppe der 20- bis 35-Jährigen bleibe ohne abgeschlossene Berufsausbildung.
Das Land leiste sich „im hohen Maße eine Vergeudung menschlicher Potenziale“, kritisiert der renommierte Bildungsforscher Klaus Klemm, der die Studie erstellt hat. Und weil sich die Lage in den Schulen zuletzt noch deutlich verschlechtert hat, drohen künftig immer mehr Heranwachsende ohne ausreichende Kenntnisse ihre Schulzeit zu beenden.
Das Ziel einer sinkenden Schulabbrecherquote steht bei Bildungspolitikern in Bund und Ländern seit Jahren ganz oben auf der Agenda. Doch mit leichten Schwankungen liegt der Anteil seit 2011 konstant bei rund sechs Prozent. Allerdings gibt es zwischen den einzelnen Bundesländern erhebliche Unterschiede, wie die Bertelsmann-Studie zeigt.
*Weil das Thema außerordentlich wichtig für die Fragestellung „Schule, Ausbildung in Deutschland“ ist, zitieren wir den Text als PDF. Verweise und alle Kommentare der Leserschaft lesen Sie komplett, wenn Sie WELTplus testen/abonnieren. Wir empfehlen WELTplus ausdrücklich: 30 Tage kostenlos/günstig testen.
Norma Grube leitet zwei Oberschulen [entspricht den Hauptschulen im Westen] Sie stellt fest: Viele Schüler könnten nur schlecht Deutsch sprechen, auch Elternabende fänden oft mit Dolmetscher statt. Hinzu kämen Verrohung und Respektlosigkeit gegenüber Lehrern. Und viele jüngere Lehrer verhängten nur ungern nötige Strafen.
Im Folgenden berichtet Schulleiterin Norma Grube aus ihrer Perspektive, was im Schulalltag falsch laufe:
Seit Beginn des Monats leite ich zwei Schulen, die 35 Kilometer auseinanderliegen, aus einem einfachen Grund: Meine Vorgängerin an der Unteren Luisenschule in Chemnitz ist pensioniert worden, und es gab einfach weit und breit keinen Kollegen, der sich auf ihre Nachfolge beworben hat. Neben dem Lehrermangel gibt es nämlich auch einen zunehmenden Mangel an Schulleitern.
Meine neue Schule ist nicht einfach. Im Erzgebirge gibt es ein gutes Sozialgefüge, etliche Lehrer haben schon die Eltern ihrer Schüler unterrichtet. Es gibt eine gute soziale Kontrolle und viele stabile Elternhäuser.
In Chemnitz ist die Schülerschaft deutlich heterogener. Rund die Hälfte der Kinder ist nicht deutscher Herkunft, das macht etwas mit einer Schule.
Auf dem Schulhof treffen 23 verschiedene Nationen aufeinander, die sich manchmal gar nicht miteinander verständigen können und auch teilweise aus verfeindeten Regionen kommen, etwa aus Russland und der Ukraine. Wir brauchen viele Elterngespräche, die meistens mit Dolmetschern stattfinden. Und da sind wir auch schon bei einer der Ursachen, warum der Lehrerberuf immer unattraktiver geworden ist: Die psychische Belastung ist enorm, und sie hat deutlich zugenommen.
Ein wichtiger Grund dafür ist eine zunehmende Verrohung und Respektlosigkeit der Schüler. Generell haben in den Augen von Jugendlichen Erwachsene einen enormen Autoritätsverlust erlitten, Lehrer im Besonderen. Ich habe kürzlich eine Ordnungsmaßnahme gegen einen Schüler erlassen, der einen Kollegen als Arschloch bezeichnet hat. Auch solche Beschimpfungen sind Teil des schulischen Alltags. Das belastet, das macht Stress. Meine allererste Aufgabe ist es, für den Schulfrieden zu sorgen, also habe ich diesen Schüler, der noch andere Dinge zu verantworten hatte, für eine Woche suspendiert.
Mit klaren Maßnahmen trage ich dazu bei, derlei Verhalten einzudämmen. Das muss ich durchziehen, auch gegen den Widerstand von Eltern. Ich merke, dass einige jüngere Kollegen Hemmungen haben, Kinder zu bestrafen. Die sehen sich eher freundschaftlich mit ihnen verbunden.
Ältere Kollegen wiederum haben teilweise massive Probleme mit dem Rollenwechsel vom Lehrer als Vorbild und Ansager hin zum modernen Bild als Unterstützer. Wir brauchen eine Mischung aus beidem: eine liebevolle Strenge. Beziehungsarbeit ist das A und O, allein schon um mitzubekommen, was unter den Schülern vor sich geht. Es wäre einfach, wenn es nur um die Vermittlung von Wissen ginge!
Klare Optionen bieten den Kindern Sicherheit
Wir haben kürzlich ein Kind mit einer psychischen Behinderung bekommen, das bereits an fünf anderen Schulen unterrichtet wurde, weil es regelmäßig so austickte, dass die Lehrer Angst bekamen. Wir haben Monate gebraucht, um herauszufinden, was hilft: ganz klare Kausalketten aufzeigen. Wenn du austickst, musst du aus dem Klassenraum. Wenn du niemanden beschimpfst, darfst du bleiben. Es ist deine Entscheidung, wie du dich verhältst.
Klare Optionen bieten den Kindern Sicherheit. Nur damit schaffe ich es, eine Unterrichtsdisziplin herzustellen. Die Autorität muss sich ein Lehrer heute erarbeiten, er hat sie nicht mehr automatisch. Besonders bei Seiteneinsteigern bemerke ich eine enorme Konfliktscheu, damit geht man vor der Klasse leicht unter.
Zum Schuljahresbeginn hat ein Schüler einen anderen so verprügelt, dass dieser zwei Tage ins Krankenhaus musste. Ich hätte ihn, dem Wunsch des Kollegiums folgend, gern der Schule verwiesen, das ging aber nicht, weil es auch im weiteren Umkreis keinen anderen Schulplatz für ihn gab. Nun müssen meine Schüler und Kollegen mit ihm leben. Ihre große Angst ist immer, dass sie im entscheidenden Moment die anderen Kinder nicht schützen können.
In Chemnitz muss ich in mehreren Fächern Stunden kürzen. Es gibt einfach keine Lehrer. In Marienberg wird bald die Kunstlehrerin pensioniert, und es besteht keine Aussicht, ihre Stelle wieder besetzen zu können. Jetzt sagen viele, es ist doch nicht so schlimm, wenn Kunst ausfällt. Doch, das ist es! Unsere Gesellschaft braucht nicht nur Ingenieure, sondern auch Künstler und Musiker.
Ebenso wichtig ist Religions- oder Ethik-Unterricht. Es ist unsere einzige Möglichkeit, Einfluss zu nehmen auf die moralischen Vorstellungen unserer zukünftigen Bürger. Wir haben uns nicht umsonst mal auf diesen Fächerkanon geeinigt. Jede Stunde, die ich nicht anbieten kann, enthalte ich dem Schüler vor. Er hat ein Recht darauf!
Wir müssen die Qualität an Schulen überprüfen. Wir haben hier keinerlei Kontrolle! Wir brauchen dringend einen Abbau an Bürokratie und mehr Freiheit in der Gestaltung, etwa um eine Kultur für eine freie Lernzeit zu entwickeln. Die Schüler müssen selbstständig und die Lehrer entlastet werden. Wir sollten auch über ein duales Lehramtsstudium nachdenken, um gegen die hohe Abbrecherquote anzugehen. Viele Absolventen frisch von der Uni bekommen sonst einen Praxisschock.
*Weil das Thema außerordentlich wichtig für die Fragestellung „Deutschland, Schule; Migration, Integration“ ist, zitieren wir den Text als PDF. Verweise und alle Kommentare der Leserschaft lesen Sie komplett, wenn Sie WELTplus testen/abonnieren. Wir empfehlen WELTplus ausdrücklich: 30 Tage kostenlos/günstig testen.
Bis heute genießt die Reformpädagogik einen guten Ruf. Die Landerziehungsheime, die Montessori-, die Waldorf- und die Jenaplan-Schulen sowie andere Reformprojekte entstanden nach Vorläufern im 18. Jahrhundert um und nach 1900. Ein Blick auf ihre Geschichte zeigt, dass sie trüben ideologischen Quellen entspringen und dass sie ihre pädagogischen Versprechen selten einhalten konnten. Ob die Ideen der Reformpädagogik wirklich den Anforderungen einer modernen Gesellschaft entsprechen, erscheint nicht erst seit den Skandalen der jüngsten Zeit fraglich.
Woher kommt der Strom? Was sind rotierende Massen? und warum muss Strom manchmal verschenkt werden? In rund 130 Jahren wurde Deutschlands Stromversorgungssystem von klugen Ingenieuren aufgebaut – und heute?Ein Blick hinter die Energiewende.
Anmerkung: Es wird nur sehr selten so viel Strom regenerativ erzeugt, dass dieser den Bedarf Deutschlands decken könnte. Es sind, wenn überhaupt, immer nur wenige Stunden pro Jahr. Im bisherigen Jahr 2023 war es am 14./15. Januar der Fall. Man sieht sehr schön, dass trotz der nahe am Bedarf liegenden regenerativen Erzeugung durchgängig um die 25-30% mittels großer Generatoren elektrische Energie bereitgestellt werden muss, die dann mit Strom zum ´Verbraucher` transportiert wird. Ohne diese konventionellen 25% der Gesamtproduktion kollabiert das Stromnetz umgehend. Dass die Strompreise gegen Null tendieren, liegt nicht an den angeblich so günstigen „Erneuerbaren“. Es liegt am Überangebot und der am Samstag/Sonntag immer geringen Nachfrage. Beste Grüße aus Aachen Rüdiger Stobbe, Autor der Kolumne „Woher kommt der Strom?“
Da fragt sich der geneigte Betrachter, was in den Jahren nach den vorherigen Konferenzen eigentlich in Sachen „Klimaschutz“ gemacht wurde. Es drängt sich der Verdacht auf, dass die Menschen aus aller Herren Länder jedes Jahr zwei angenehme Wochen genießen, dann mit mehr oder weniger von den Industrieländer zugesagtem Geld in der Tasche in ihre Heimat fliegen und hoffen, dass es bis zur nächsten Konferenz reicht. Nicht für den Klimaschutz. Dann wären Fortschritte zu verzeichnen, die den obigen Angsttrigger unnötig machen.
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Deutschlands Beitrag im Jahr 2022
[…] Erstmals leitet nicht das Bundesumweltministerium die Verhandlungen zur Rettung des Weltklimas, sondern das Auswärtige Amt. Die Bündelung der Kompetenzen in den Händen diplomatischer Profis sollte eigentlich Deutschlands Einfluss auf die CO2-Sparbemühungen in der Welt stärken. Doch leider wird wohl das Gegenteil der Fall sein.
Denn Chefdiplomatin Annalena Baerbock und ihre Klima-Staatssekretärin Jennifer Morgan treten im ägyptischen Badeort nicht nur mit leeren Händen auf, sondern auch als moralische Leichtgewichte. Denn die Vorbildfunktion des einst bewunderten Energiewende-Vorreiters Deutschland hat sich international erledigt. Kaum ein kohleverstromendes Entwicklungsland wird sich derzeit von unseren Energie- und Klimapolitikern noch ein schlechtes Gewissen machen lassen. […]
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Daniel Wetzel, der kompetente Energieexperte der WELT-Gruppe, schreibt die Zeilen oben und weiter unten nicht ohne Bedacht. Er beobachtet die politische Klimaschutzszene seit Beginn. Das allerdings, was er im ersten Regierungsjahr der Ampel erleben musste, strapaziert seinen Langmut ganz sicher enorm. Vor allem die mit Elan und Veränderungs- und Ausbauwillen angetretenen Grünen Annalena Baerbock und Dr. Robert Habeck verhaspeln sich andauernd im Gestrüpp aus Ideologie und Ahnungslosigkeit. Ihre Berater sind genauso ideologisch verbohrt und inkompetent. Allein die Sanktionen Deutschlands gegen Russland haben zu einer Krise geführt, die den Steuerzahler nicht nur hunderte Milliarden kostet. Nein, auch die Versorgungssituation wurde schnell prekär. Was absehbar war. Im Bereich Gas hat doch wohl niemand ernsthaft angenommen, dass das sanktionierte Russland mit Herrn Putin das alles ohne Konsequenzen für die Sanktionierer, vor allem Deutschland, hinnimmt. Motto: „Nun sind sie mal da, die Sanktionen.“
Im Bereich Strom ist es noch dumm-dramatischer. Da werden aus ideologischen Motiven (Atomkraft: Nein danke! plus Ausstieg: DNA der Grünen) sechs Kernkraftwerke vom Netz genommen. Zum 1.1.2022 drei und wahrscheinlich zum 15.4.2023 noch mal drei. Sichere CO2-freie Stromversorgung. Freiwillig. Ohne Not! Die ist jetzt, die ist aktuell da. Robert Habeck hofft auf einen milden, sprich warmen Winter. Das ist praktisch ein Rücktrittsgrund. Ein Klimaminister, der Unsummen Geld, Ressourcen und Arbeitskraft in den Kampf gegen die Erderwärmung steckt, hofft auf einen milden Winter. Absurder geht es nicht. Hinzu kommt der regierungsinterne Hick-Hack, nicht nur im Bereich „Klima“, der alles bisher dagewesene in den Schatten stellt.
Es ist ohne Übertreibung ein Albtraum.
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[…] Kurz vor der Konferenz kündigte die Bundesregierung noch an, ihr Klimaschutzgesetz zu entschärfen. Die einst in einem Anflug sozialistischer Planwirtschaft verordneten, jährlich einzuhaltenden CO2-Höchstmengen für jeden einzelnen Wirtschaftssektor haben sich als nicht durchsetzbar erwiesen. …
… In Scharm El-Scheich könnte das Scheitern des Gesetzes als weiterer Beleg deutscher Über-Ambitioniertheit gewertet werden. Deutschlands einziger Beitrag läge dann noch darin, ein Negativ-Beispiel zu sein. Von dem kann man lernen, dass Regulierungsexzesse und Technologieverbote im Klimaschutz nicht zum Ziel führen. […]
Auch wenn es im „Hintergrund des Dlf“ geschönt wird. 25.000 Auszubildende im Jahr 2020 sind bei der Menge der insgesamt „Zugewanderten“ doch recht wenig. Deshalb sind 400.000 geforderte Zuwanderer pro Jahr auch nur dann sinnvoll, wenn sie ausgebildet sind. Wobei die Herkunftsländer ihrer gut ausgebildeten Kräfte beraubt würden.
[…] Noch dazu sind die jetzt abgeschlossenen Ausbildungsverträge noch lange kein Garant dafür, in drei Jahren auch einen neuen Handwerker zu haben. Viele brechen die Ausbildung unterwegs ab oder schaffen die Prüfungen nicht. „Wir hatten in diesem Winter in der Winterprüfung eine Durchfallquote von 55 Prozent. Und das vor dem Hintergrund, dass wir während der Ausbildung schon ein Drittel verloren haben. Das heißt de facto kommt nur zwischen 30 und 40 Prozent hinterher durch die Prüfung. Und selbst dort wissen wir nicht genau, ob die denn auch hinterher dem SHK-Handwerk gewogen bleiben oder ob die woanders hingehen.“
Weil über die Hälfte der Auszubildenden zu schlechte Mathekenntnisse hat, unterstützt die Innung mit Förderunterricht. Und weil sich nur 20 Prozent der Auszubildenden bewusst und auf eigenen Wunsch für den Beruf entscheiden, sollen die anderen nachträglich überzeugt und an den Betrieb gebunden werden. Onboarding heißt das Zauberwort. Dazu werden die Ausbilder geschult, in manchen Fällen gibt es auch Firmenkleidung, Diensthandy und Dienstwagen.
Insgesamt seien aber die Klimaberufe so anspruchsvoll geworden, dass die jungen Leute tatsächlich überfordert seien, so Koch-Martin.Schon 2003 waren der Sanitärinstallateur und der Heizungsbauer zum Anlagenmechaniker zusammengefasst worden: „Anlagenmechanikerin heißt Heizung, heißt Wasser, Sanitär, heißt erneuerbare Energien und heißt Klimatechnik, das ist alles hochanspruchsvoll. Ich denke, es wird so kommen, dass wir uns künftig über Teilqualifikationen unterhalten werden müssen, weil wir sonst die gesamtgesellschaftlichen und wirtschaftlichen und ökologischen Herausforderungen nicht in den Griff bekommen werden.“ […]
[…]Der Fachkräftemangel führt zusammen mit den derzeit stark gestiegenen Preisen für Baumaterialien zu höheren Kosten für Handwerkerleistungen. Ob das nun gut oder schlecht ist, sei aber letztlich eine Frage der Perspektive, so Marcel Fratzscher vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung: „Es ist natürlich erstmal gut für die, die Fachkräfte sind, die Handwerker sind, die viele Nachfragen haben und sich gewissermaßen aussuchen können, was sie machen und auch ihre Preise erhöhen können. Also Knappheit von Fachkräften heißt, man muss die Menschen besser bezahlen und besser behandeln und das ist jetzt erstmal für die Betroffenen nichts Schlechtes.“ […]
Der komplette Hintergrund von Anja Nels im Dlf vom 18.10.2021
ABER:
Deutschland will 400.000 neue Wohnungen pro Jahr bauen, Wind- und PV-Kraftwerke MASSIV ausbauen, Gebäude in Massen dämmen, Wärmepumpen einbauen, Ladesäulen installieren und, und und …
Natürlich alles bis 2030/2045!!
Deutschland ist ein Traumland. Dort leben ganz besonders viele Träumer.
Die rassistische Denke dahinter ist die gleiche. Wenn man in diesem Zusammenhang überhaupt von „Denke“ reden kann.
Quellegrün-kursiver Text des WELTplus**-Artikels mit allen Verweisen/Kommentaren
Die aktuelle Vorsitzende der Grünen Jugend war volljährig, als sie von einer „ekligen weißen Mehrheitsgesellschaft“ sprach. Es ist nicht das erste Mal, dass der Grünen-Nachwuchs mit einem einseitig abwertenden Blick auf die Deutschen und ihr Land auffällt.
Viel wurde in den vergangenen Tagen darüber diskutiert, ob die neue Vorsitzende der Grünen Jugend für ihr Amt geeignet ist, obwohl sie als Teenager auf Twitter geschrieben hatte, sie „hasse die Gesamtheit der weißen Menschen die davon profitieren dass mein Heimatkontinent ausgeraubt wurde“. Das bereut die heute 20-jährige Sarah-Lee Heinrich ebenso wie eine Fantasie, die sie 2016 in dem Netzwerk verbreitete: „Ich werde mir irgendwann einen Besen nehmen und alle weißen Menschen aus Afrika rauskehren.“
In der Solidaritätswelle aus der eigenen Partei und vielen Medien ging fast unter, dass die Tochter einer Deutschen und eines Guineers schon volljährig war, als sie 2019 in einem Interview mit dem öffentlich-rechtlichen Sender Funk von einer „ekligen weißen Mehrheitsgesellschaft“ sprach. Auch diese Wortwahl bereute Heinrich schon kurz danach ausdrücklich. Offenbar erhielt die junge Politikerin in den vergangenen Tagen Morddrohungen.
Neue Bundessprecherin der Grünen Jugend entschuldigt sich für Tweets aus der Jugend
Es ist nicht das erste Mal, dass der Grünen-Nachwuchs mit einem einseitig abwertenden Blick auf die Deutschen und ihren Staat auffällt. 2008 sorgte es für Kritik, als auf der Internetseite der Grünen Jugend Fotos vom 30. Bundeskongress gezeigt wurden, auf denen drei Teilnehmer teils mit heruntergelassener Hose in „Pinkel-Pose“ um eine Deutschland-Fahne stehen.
2015 äußerte sich die Grüne Jugend zum Tag der Deutschen Einheit so: „Am 3. Oktober wurde ein Land aufgelöst und viele freuen sich 25 Jahre danach. Warum sollte das nicht noch einmal mit Deutschland gelingen?“ Der damalige Chef des Partei-Nachwuchses und heutige EU-Parlamentarier Erik Marquardt erklärte später, in der Äußerung gehe es um die „Vision einer europäischen Integration bis hin zu einem europäischen Staat ohne gesicherte Außengrenzen“, die Kritik daran könne er schwer nachvollziehen.
Patriotismus ist Ausgrenzung?
Tatsächlich peilt auch die Mutterpartei ein Aufgehen der Bundesrepublik in einem EU-Staat an. „Unser Fixstern für die Weiterentwicklung der Europäischen Union ist die Föderale Europäische Republik“, heißt es in ihrem Parteiprogramm.
Rund um die Fußball-Europameisterschaft 2016 forderten mehrere Landesverbände der Grünen Jugend dazu auf, keine Deutschland-Flaggen in der Öffentlichkeit zu zeigen. „Fußballfans Fahnen runter“, appellierte etwa die Grüne Jugend Rheinland-Pfalz. „Wer sich als patriotisch definiert, grenzt andere aus.“ Die damalige Bundessprecherin der Grünen Jugend und heutige Vizevorsitzende der Mutterpartei, Jamila Schäfer, argumentierte damals, man könne „die Mannschaft ja auch mit einer DFB-Fahne unterstützen.“ Ihre Organisation halte „nationale Gemeinschaftsgefühle grundsätzlich für gefährlich.“
Diese Aussage spiegelt wohl ganz gut die Gedankenwelt ihres Milieus wider, in dem der Nationalstaat allgemein und insbesondere der deutsche primär auf eine latente Gewaltbereitschaft verengt wird. Dass jene Staaten dieser Erde, die keinerlei kollektive „Gemeinschaftsgefühle“ historisch herausbilden konnten, zumeist sehr zerbrechliche Gebilde sind, wenn sie überhaupt noch existieren, kommt in dieser politischen Perspektive kaum vor.
Die Grüne Jugend solidarisierte sich auch mehrfach mit radikalen Organisationen. Als 2017 die von der Antifa-Szene genutzte Internetplattform „Linksunten.Indymedia“ verboten wurde, weil dort etwa regelmäßig zu Brandanschlägen aufgerufen oder die gezielte Tötung von Polizisten diskutiert wurde, verkündete die Grüne Jugend unter der Überschrift „Solidarität mit dem antifaschistischen Infoportal“ sofort ihre Unterstützung.
Die damalige Sprecherin Schäfer verurteilte das Verbot damals „aufs schärfste“, das Portal sei „eine der wichtigsten Informationsquellen gegen rechte Gewalt“. Der Verfassungsschutz hatte das Portal jahrelang als Beobachtungsfall geführt, und dann als gesichert linksextremistische Bestrebung eingestuft, bis es schließlich 2017 verboten wurde. Kurz darauf verlagerten sich die dortigen Aktivitäten zunehmend auf die Seite indymedia.org, die 2020 als Verdachtsfall eingestuft wurde. Im September wurde dort etwa eine Aufforderung zur Tötung von 53 AfD-Politikern sowie eine Liste mit deren Wohnadressen und einer Anleitung zum Bombenbau verbreitet.
„Gegen die Kriminalisierung der Roten Hilfe“
Als 2018 ein Verbot der sogenannten Rote Hilfe debattiert wurde, erhielt diese Organisation ebenfalls Unterstützung aus der Grünen Jugend. Die Rote Hilfe ist laut Verfassungsschutz mit rund 10.500 Mitgliedern „eine der größten und wichtigsten Gruppierungen im deutschen Linksextremismus“. Ihr primäres Betätigungsfeld ist demnach die „Unterstützung von linksextremistischen Straftätern sowohl im Strafverfahren als auch während der Haftzeit“, um diese „zum ‚Weiterkämpfen‘ zu motivieren“.
Die Grüne-Parteijugend in Niedersachsen wandte sich in der Verbotsdebatte 2018 „eindeutig gegen die Kriminalisierung der Roten Hilfe, zum Beispiel durch die Nennung in den Verfassungsschutzberichten“. Der Landesverband erkenne „die Wichtigkeit der Roten Hilfe für alle emanzipatorischen Kämpfe, zum Beispiel gegen Rassismus“ an und rufe „ihre Mitglieder zum Eintritt in die Rote Hilfe auf“.
Als der Verfassungsschutz 2020 den Berliner Ableger des Klimaschutzvereins „Ende Gelände“ als „linksextremistisch“ einstufte, etwa wegen „gezielter Diskreditierung von Staatlichkeit“ und Gewalt gegen Polizisten, forderte die Grüne Jugend in einer gemeinsamen Stellungnahme mit den Jugendorganisationen von SPD und Linkspartei die Abschaffung des Verfassungsschutzes. Zunächst müsse die Einstufung von „Ende Gelände“ als „linksextremistisch“ gestrichen werden. Schließlich solle der Inlandsgeheimdienst insgesamt seine Arbeit einstellen.
Sahra-Lee Heinrich und alle anderen, die nicht mehr in dieser ekligen weißen Mehrheitsgesellschaft leben wollen, dürfen von mir aus gerne zu ihrem Papa bzw. nach Afrika oder sonst wohin auswandern.
Ein Rücktritt von Frau Heinrich wäre allerdings das Mindeste.
Ausschnitt aus der Lanz-Sendung vom 12.20.2021 mit Sahra-Lee Heinrich Doku und den Stellungnahmen von Trittin, Heidenreich, Klenk und Wegener
**Weil das Thema außerordentlich wichtig für die Fragestellung „Die Zukunft Deutschlands“ ist, zitieren wir den Text & Meinungsbild. Verweise, Grafiken und Kommentare lesen Sie, wenn Sie WELTplus testen/abonnieren. Wir empfehlen WELTplus ausdrücklich: 30 Tage kostenlos testen.