Bis zum Jahr 2030 will Deutschland „idealerweise“ auch aus der Braunkohle aussteigen, so steht es im Koalitionsvertrag. Und auch, dass Deutschland in besagtem Jahr 80 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Energien beziehen soll. Im Jahr 2021 ist deren Anteil an der Stromerzeugung jedoch nicht gestiegen, sondern sogar gefallen, auf knapp 41 Prozent. Braun- und Steinkohle deckten nach vorläufigen Zahlen des Energieverbands BDEW zusammen mehr als ein Viertel des deutschen Strombedarfs, Atomkraft knapp 12 Prozent. …
… Für Habeck ist die Sache klar: Statt wie zuletzt 450 Windräder im Jahr sollen bis zu dreimal so viele gebaut werden. Sein Staatssekretär Sven Giegold ließ schon durchblicken, dass dabei unter Umständen auch der Schutz des Rotmilans – für den die Anlagen gefährlich sind – zurückstehen müsse. Damit zog Giegold sogleich die Kritik von Artenschützern auf sich. Auch innerhalb der Grünen wird im neuen Jahr noch viel Überzeugungsarbeit gefragt sein.
[…]
*Weil das Thema außerordentlich wichtig für die Fragestellung „Kernkraft“ ist, zitieren wir den Text als PDF. Verweise und Kommentare der Leserschaft lesen Sie, wenn Sie FAZplus testen/abonnieren. Wir empfehlen FAZplus ausdrücklich: 30 % sparen & nur knapp 100€ im ersten Jahr zahlen.
Man wundert sich nur. Der Mann vertritt Positionen, die bisher nur von der AfDkommuniziert wurden, und daher wie alles, was von der AfD kommt, als rechts, böse und Demokratie/Ökologie feindlich etikettiert wurden.
Berlin (dpa) – Bundesklimaschutzminister Robert Habeck geht davon aus, dass Deutschland in den kommenden zwei Jahren seine Klimaschutzziele verfehlen könnte.
«Wir werden unsere Ziele vermutlich auch für 2022 noch verfehlen, sogar für 2023 wird es schwer genug», sagte der Grünen-Politiker der Wochenzeitung «Die Zeit». Mit Blick auf die Reduktion von klimaschädlichen Treibhausgasen erklärte er: «Wir fangen mit einem drastischen Rückstand an.»
Der Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP biete aber «viele Möglichkeiten», um künftig nachzubessern, sollten die einzelnen Sektoren wie Verkehr, Landwirtschaft oder auch Energie ihre CO2-Minderungsziele verfehlen, erklärte Habeck. Alle Ministerien hätten den «gemeinsamen Willen», die Erderhitzung im Vergleich zur vorindustriellen Zeit möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen und damit die Auswirkungen des Klimawandels abzumildern.
Bis zu 1500 neue Windräder pro Jahr nötig
In Deutschland führe kein Weg am massiven Ausbau erneuerbarer Energien vorbei, bekräftigte Habeck. Das bedeute auch, dass es «quasi überall da, wo der Wind weht», Windkraftanlagen werde geben müssen. Im Durchschnitt müssten es 1000 bis 1500 neue Windräder im Jahr sein, sagte Habeck – auch abhängig davon, wie viele alte Anlagen durch neue ersetzt werden könnten. In den vergangenen Jahren seien es «kaum mehr als 450» gewesen.
… Übrig bleiben dann nur noch drei – bis Ende 2022 sollen auch dort für immer die Lichter ausgehen. «Der Atomausstieg ist unumkehrbar», stellt die neue Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) unmissverständlich fest. «Planmäßig» schreite er voran. «Und das ist auch gut so.»
Dass hierzulande bei weitem nicht alle dieser Meinung sind, haben die Diskussionen der vergangenen Wochen gezeigt. Mehrere Konzernchefs, darunter der frühere Vorstandsvorsitzende des Chemiekonzerns BASF, Jürgen Hambrecht, fordern die Politik dazu auf, die Laufzeiten der bestehenden Kraftwerke zu verlängern.
Kritik am Atomausstieg
Kritiker wie Hambrecht befürchten Lücken bei der Stromversorgung – zumal Deutschland nun auch noch vor 2038 aus der Kohleverstromung aussteigen wolle. Den Ausstieg aus der Kernenergie Ende 2022 hatte die damalige Bundesregierung im Jahr 2011 nach dem Atomunglück im japanischen Fukushima besiegelt.
Zu den Befürwortern einer Abkehr von dieser historischen Entscheidung gehört auch die AfD. Erst am vergangenen Donnerstag war sie im Bundestag mit einem Antrag gescheitert, mit dem sie eine Laufzeitverlängerung der noch bestehenden sechs Atomkraftwerke «bis mindestens zum Ende des nächsten Jahrzehnts» erwirken wollte. Der AfD-Abgeordnete Steffen Kortré warf der Bundesregierung die «weltdümmste Energiepolitik» vor. Es drohe «die Abschaltung ganzer Städte».
Dieser Darstellung widerspricht unter anderem das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung. Die DIW-Experten um die Ökonomin Claudia Kemfert gehen in einer jüngsten Analyse davon aus, dass es auch nach dem vollendeten Atomausstieg «ausreichende Kapazitäten» geben werde, um die Energieversorgung in Deutschland zu sichern. Wenn das deutsche Stromsystem «rasch auf erneuerbare Energieträger in Verbindung mit Speichern und Flexibilitätsoptionen» umsteige, sei die Versorgungssicherheit mittelfristig nicht gefährdet, schreiben sie.
Die ARD berichtet am 29.12.2021 über die geplante Abschaltung des KKW Brokdorf am 31.12.2021 wie über die Erfüllung eines Wunschtraums:
Ebenfalls zum 1.1.2022 legt RWE Kohlekraftwerke still
„RWE legt zum Jahresende mehrere Kraftwerke still
Der Energiekonzern RWE nimmt am Silvesterabend drei Braunkohleblöcke sowie Block C des KKW Gundremmingen vom Netz.
Der Essener Energiekonzern RWE nimmt zum Jahresende insgesamt 2.200 Kraftwerkskapazität planmäßig vom Netz, teilte das Unternehmen am 30. Dezember mit. Am Standort Gundremmingen (Bayern) wird als letzte Anlage der Siedewasserreaktor Block C mit rund 1.300 MW stillgelegt. Im Rheinischen Braunkohlenrevier in Nordrhein-Westfalen schaltet das Unternehmen die 300-MW-Blöcke Neurath B, Niederaußem C und Weisweiler E ab.
„Wir setzen damit den gesetzlichen Ausstieg aus der Kernkraft und der Kohle konsequent weiter um“, sagte RWE Power-Vorstandsvorsitzender Frank Weigand. Die vier jetzt stillzulegenden Kraftwerksblöcke haben laut RWE seit Betriebsbeginn über 400 Mrd. kWh Strom erzeugt.
Die nächsten Außerbetriebnahmen folgen im nächsten Jahr: Zum 1. April wird in Neurath ein weiterer 300-MW-Block vom Netz gehen. Zum Jahresende legt RWE Power am selben Standort die beiden 600-MW-Blöcke sowie die Brikettierung in der Fabrik Frechen still. Insgesamt gehen im kommenden Jahr damit weitere rund 1.600 MW in der Braunkohle außer Betrieb. Zudem wird das Unternehmen das Kernkraftwerk Emsland in Lingen (1.400 MW) stilllegen.
Bereits im Dezember 2020 hatte RWE den Block E des Steinkohlenkraftwerks Westfalen mit 800 MW und das Kraftwerk Ibbenbüren mit ebenfalls 800 MW außer Betrieb genommen. Somit betreibt das Unternehmen in Großbritannien und Deutschland keine Steinkohlekraftwerke mehr, in den Niederlanden werden derzeit die von RWE betriebenen Kohlekraftwerke auf Biomasse umgerüstet.
Im Rheinischen Braunkohlenrevier hatte RWE, wie im Kohleausstiegsgesetz festgelegt, den ersten Block mit einer Leistung von 300 MW ebenfalls Ende 2020 abgeschaltet. Im Zeitraum von 2020 bis 2022 setzt RWE damit Kraftwerke mit einer Gesamtleistung von mehr als 7.000 MW still, wie der Konzern weiter mitteilte.
Von den Stilllegungen betroffen ist insbesondere auch die Belegschaft. Bis Ende 2023 will RWE Power im Rheinland rund 3.000 Stellen abbauen. Die Belegschaft des Kernkraftwerks Gundremmingen geht von rund 600 Mitarbeitende Anfang 2017 auf rund 440 Ende 2022 zurück; die verbleibenden Kolleginnen und Kollegen werden noch bis in die 2030er Jahre mit Nachbetrieb und Rückbau des Standorts beschäftigt sein. Erster Schritt wird die Entladung der Brennelemente aus dem Reaktor und ihre Umlagerung ins Abklingbecken sein. Der Personalabbau soll nach Auskunft von RWE sozialverträglich gestaltet erfolgen.
Bis 2030 will das Unternehmen im Gegenzug 50 Mrd. Euro in den Ausbau von erneuerbaren Energien, Batterien, Speichern, Wasserstoff und flexiblen Backup-Kapazitäten investieren.
Die Ampel-Koalition hat sich sehr ehrgeizige Ziele …
… zur Energie- und Klimawende vorgenommen. Man könnte sie auch utopisch16 nennen: Bis 2030 sollen 15 Millionen vollelektrische PKW auf deutschen Straßen fahren. Nach dem Atomausstieg soll es bis 2030 auch einen Ausstieg aus der Kohle geben. Der Stromverbrauch wird stark anwachsen, und der Strom soll natürlich auch künftig ohne größere Dunkelpausen zu bezahlbaren Preisen aus der Steckdose kommen. Ich habe aufgehört zu rätseln, wie das funktionieren soll. Es ist das Programm der neuen Bundesregierung, und zu seiner Verwirklichung haben sich die neuen Partner eine interessante Aufstellung ausgesucht.
In militärischen Jargon umgemünzt, nehmen die SPD und die FDP die Posten für Nachschub und Versorgung in der Etappe ein. Die Frontschweine, die erfahrungsgemäß die größten Verlustraten haben, sind dagegen die Grünen. Sie müssen in den drei Ministerien für Wirtschaft und Energie, Umwelt und Landwirtschaft die Hauptlast der Energie- und Klimawende schultern. Sie müssen dafür sorgen, dass das Licht nicht ausgeht, dass der Strom bezahlbar bleibt und dass die deutsche Chemie-, Stahl-, Zement- und Aluminiumindustrie – um nur einige energieintensive Branchen zu nennen – nicht dank unerfüllbarer Vorgaben in die Knie geht. Nur Annalena Baerbock darf unter den grünen Ministern künftig noch das Reich der Träume verwalten. Ziemlich sicher kann man sagen, dass ihr Ruf nach einer „europäischen Republik“ in Brüssel wohl ungehört verhallen wird.
Wenn die Sozialdemokraten die Aufgaben ihrer Ressorts nicht ordentlich erledigen, wenn das Innenministerium weiterhin das Asylthema verschleppt, wenn die Bundeswehr weiter unter Ausrüstungsmängeln leidet und wenn die Sozialausgaben weiterhin stärker als vertretbar steigen, dann ist dies die Fortsetzung der Vergangenheit und wird den daran bereits gewöhnten Bürgern nicht besonders unangenehm auffallen. Wirklich scheitern kann die SPD mit ihren Ressorts nicht. Es wird einfach weiter so schlecht bleiben, wie es schon seit vielen Jahren war.
Die FDP hat die Glückslose gezogen
Die FDP hat sich für ihre Regierungsbeteiligung quasi ein kräftige Vorab-Ausschüttung geben lassen: das ist der Verzicht auf künftige Steuererhöhungen und die Bekräftigung der Schuldenbremse. Jetzt können die Beamten im Finanzministerium für ihren neuen Chef Christian Lindner bequem ausrechnen, was der Sozialstaat und was die Energiewende den Bundeshaushalt kosten darf, und der Steuerbürger fühlt sich beschützt. Im Justizministerium achtet die FDP darauf, dass alles schön verfassungsmäßig bleibt – auch die ordnungspolitischen Durchgriffe, die die Grünen für die Energiewende planen müssen. Im Verkehrsministerium achtet die FDP darauf, dass der Autofahrer geschützt wird, und bei Digitales und Forschung kann die FDP zeigen, dass sie für alles Moderne steht.
Für die Grünen dagegen steht das aufreibende Vorantreiben der Energie- und Klimawende von Anfang unter dem Vorbehalt, dass drei Dinge niemals gefährdet werden dürfen:
– Verfügbarkeit: Nirgendwo, zu keiner Zeit, darf es in Deutschland längere oder größere Stromausfälle geben. Wiederkehrende Dunkelpausen würden ein Todesstoß für die Legitimation der Ampelregierung sein.
– Bezahlbarkeit: Strom, Heizung und die Betriebskosten der PKW müssen weiterhin ins private Budget der Bürger passen.
– Sicherheit der Arbeitsplätze: Industrie und Arbeitnehmer sind in diesem Punkt am sensibelsten. Wenn der Export einbricht oder die Arbeitslosigkeit steigt, wackelt jede Bundesregierung.
Eine strategische Falle
Diese Zwänge kennt auch ein Wirtschafts- und Energieminister Robert Habeck. Es ist ein bisschen wie ein Wettlauf zwischen Hase und Igel. Die Grünen sind der Hase, der in der Jagd auf utopische Energieziele durch die Furche hetzt. An dem einen Ende steht der Igel Lindner und ruft „Geld“, und am anderen Ende der Igel Scholz und ruft „Arbeitsplätze“. Auf beides muss der grüne Hase achten, und je mehr er das tut, in umso weitere Ferne rücken seine Energiewende-Ziele. Es muss nicht so kommen. Aber es scheint mir doch ziemlich klar, dass SPD und FDP hier eine strategische Falle aufgestellt haben. Das größte Risiko in dieser Regierung tragen die Grünen. Aber sie haben auch die größten Chancen auf einen historischen Heldenstatus, wenn es denn wirklich klappen sollte.
Offene Fragen gibt es reichlich:
Wird es gelingen, Planungsverfahren ausreichend zu beschleunigen, ohne dass Einspruchsfristen und Bürgerbeteiligungen ein verfassungsrechtliches Minimum unterschreiten?
Wird es gelingen, ausreichend Gaskraftwerke für die unvermeidlichen Dunkelpausen bereitzustellen?
Wird es gelingen, rechtzeitig den Übergang zur grünen Wasserstofftechnologie zu bewältigen?
Entscheidend wird sein, ob die deutsche Industrie die Eckwerte der Energiewende als realistisch einschätzt und von ganzem Herzen unterstützt, oder ob sie sich auf ein ganzes oder teilweises Scheitern einrichtet. Für Deutschland insgesamt bleibt die Energiewende eine Operation am offenen Herzen.
[…] In der Saison 2017/18 waren rund 60.000 hospitalisierte Influenzafälle an das RKI übermittelt worden.
Insgesamt schätzt das Robert Koch-Institut für das letzte Jahr [2018/19] etwa 3,8 Millionen influenzabedingte Arztbesuche – für die extreme Grippesaison zuvor [2017/2018] geht das RKI von rund neun Millionen Arztbesuchen aufgrund von Grippe aus. Auch stellten Ärzte im letzten Jahr deutlich seltener Arbeitsunfähigkeiten aufgrund von Grippe fest, nämlich 2,3 Millionen Mal. Im Jahr davor waren es mehr als doppelt so viele (5,3 Millionen). […]
Interview des Dlf mit Robert Habeck vom 20.12.2021 hören
Die Erweiterung des bisherigen Wirtschaftsministeriums um den Bereich Klimaschutz ist ein Ergebnis der Koalitionsverhandlungen von SPD, Grünen und FDP. Damit ist Robert Habeck unter anderem zuständig für die Pläne, den Anteil der erneuerbaren Energien am deutschen Stromverbrauch bis zum Jahr 2030 auf 80 Prozent zu erhöhen. „Wir müssen den vermeintlichen Widerspruch zwischen dem Einsparen von CO2-Emissionen und industrieller Produktion auflösen“, sagte Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), Minister für Wirtschaft und Klimaschutz, im Deutschlandfunk.
Die Große Koalition sei diese Aufgabe nur halbherzig angegangen. „Die Wirtschaftsfelder der Zukunft werden global gesehen klimaneutrale Felder sein“, betonte der Vize-Kanzler. Die Welt arbeite daran, CO2-neutral zu werden, wenn auch in unterschiedlichen Geschwindigkeiten, Ansätzen und Technologien. Kein Klimaschutz sei daher die teuerste Antwort.
Clubs schließen, Kontakte in Innenräumen reduzieren
Über einen möglichen weiteren Corona-Lockdown sagte Habeck: „Ich bin mir sicher, dass Clubs und Diskotheken schließen werden, dass wir die Kontakte auch für Geimpfte in Innenräumen reduzieren werden.“ Man müsse nicht alles lahmlegen, aber die Maßnahmen weiter schärfen. Habecks Wirtschaftsministerium arbeitet in der Task Force Impfstoffproduktion mit dem Gesundheits- und Finanzressort sowie dem Kanzleramt daran, die Herstellung von Impfstoffen anzukurbeln.
… die das angeblich vom Spurengas CO2 drohende Weltuntergangs-Szenario des UN-Weltklimrats IPCC als Gewissheit betrachten bzw. so tun und teure Dekarbonisierungs-Maßnahmen (gegen Kohle-, Mineralöl- und Erdgasnutzung) beschlossen haben, ist absolut klar, dass es entscheidend auf China – und ebenso auf Indien – ankommen wird, ob diese Ziele auch nur annähernd erreicht werden können.
Falls China nicht mitspielt, geht nach ihrer Befürchtung die Welt unter.
Jedenfalls verhalten sie sich so – und viele glauben das auch. So zum Beispiel der britische Premier Boris Johnson, der den dramatischen Satz ausrief, es sei eine Minute vor Mitternacht. Wenn man verstehen will, weshalb China, aber auch Indien und weitere Staaten auf der UN-COP26 – Konferenz in Glasgow hart dagegen hielten und diesem Druck seitens der westlichen Industriestaaten nicht nachgaben, muss man die Voraussetzungen, die Probleme und die Möglichkeiten vor allem des Riesenlandes China im Einzelnen herausfinden und bewerten. Ein paar Zahlen über CO2 –Emissions-Megatonnen reichen bei weitem nicht aus.
Die Fragen, zu denen man plausible Antworten braucht, sind beispielsweise: – Wie sieht die Energieversorgung Chinas aus? – Reicht die Eigenproduktion von Energieträgern in China aus oder werden Importe benötigt? – In welcher Weise wird sich der Energiebedarf künftig verändern? Welche Trends gibt es schon jetzt? – Welche Auswirkungen haben Energieversorgungs-Engpässe auf Bevölkerung und Wirtschaft? – Gibt es Infrastrukturdefizite, die nur langfristig behoben werden könnten? – Welche Maßnahmen hat die Regierung bereits beschlossen und wie werden sie wirken? – Welche Bewertung der Klimawandel-Thematik dominiert in Chinas Regierung? Teilt sie überhaupt die Befürchtungen der westlichen Nationen?
Diese und evtl. weitere Fragen müssen beantwortet werden, wobei ein wichtiger Teil dieser Antworten nicht nur Einschätzungen blieben, sondern in Glasgow sehr deutlich beantwortet wurden. Chinas Führer sind zwar nicht sehr mitteilsam, was die tatsächliche Lage angeht, aber in Bezug auf ihre gegenwärtige und künftige Politik ließen sie keine Unklarheiten aufkommen.
Der hier präsentierte Versuch, auf diese Weise ein Gesamtbild der Hintergründe und damit des Verständnisses für die nun sehr deutlich sichtbar gewordene Politik zu erreichen, könnte die bisher von einer Mischung aus Ahnungslosigkeit und Arroganz gezeichnete Haltung des „Westens“ gegenüber China zwar erklären, aber wohl kaum nachvollziehen.
Chinas Energiewirtschaft meldete Anfang 2021 Rekorde
Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) berichtete im Frühjahr 2021 über geradezu phantastische Fortschritte Chinas in nahezu sämtlichen Teilbereichen seiner Energiewirtschaft 10). Trotz Corona verzeichne man einen steigenden Stromverbrauch bei einem gleichzeitigen massiven Aufbau der Kohlegewinnungs- und der Stromerzeugungskapazitäten, aber ebenso bei den erneuerbaren Energien.
Dazu einige Kernsätze und Zahlenangaben aus dem Bericht. Anmerkungen in Klammern.
– Ein Zuwachs bei der Kohleförderung um 25% in den ersten 2 Monaten von 2021 gegenüber dem Vorjahr auf nun 618 Mio Tonnen.
– Die chinesischen Kohlenimporte hätten sich zwar durch das Importverbot für australische Kohle verringert, was im Januar und Februar zu einem Rückgang der Importe um fast 40% geführt habe. Aber: „Diese Mengen wurden durch inländische Förderung ersetzt !“.
– Bis Ende 2020 habe man rund 5.500 kleine und wenig produktive Kohlegruben geschlossen, wodurch sich die jährliche Förderkapazität um ca. 1 Mrd. Tonnen verringerte. Im gleichen Zeitraum eröffnete China aber auch etwa 1.200 große, moderne Kohlegruben, wodurch diese schließungsbedingte Verringerung mehr als wettgemacht wurde.
– Chinas Jahres-Kohleförderung soll bis zum Ende des Fünfjahresplans (2021-2025) auf max. 4,1 Mrd Tonnen begrenzt sein; die Anzahl der Kohlegruben soll bis dahin um ca. 700 auf 4000 abnehmen.
– Trotz einer Abnahme des Stromverbrauchs im 1.Quartal 2020 habe die „schnelle Erholung der Wirtschaft“ in der Gesamtjahresbilanz zu einem Wachstum des Stromverbrauchs um 3,1% gegenüber 2019 geführt.
– Die erneuerbaren Energieträger hätten 2020 stark zugenommen: Plus 4,1% Wasserkraft; plus 15,1% Wind; plus 16,6% Solarenergie. (Anmerkung: Eindrucksvolle prozentuale Zuwächse können von einer sehr geringen Basis ausgehen und bedeuten ohne Absolutzahlen wenig.)
– Chinas neu installierte Stromerzeugungs-Kapazitäten beliefen sich 2020 auf 191 GW (1 Gigawatt=1000 MW). Das sei mehr als eine Verdoppelung gegenüber 2019 (86 GW).
(Anmerkung: Darin sind die Maximalleistungen der Windräder und Solaranlagen einbezogen, die mit ihrer kläglichen Durchschnittsleistung nichts zu tun haben.Der gleiche billige Trick, der auch in Deutschland gerne benutzt wird – also die sinnlose theoretische Maximalleistung statt real erreichbarer Jahres- Durchschnittsleistung – wird auch in der nächsten Erfolgsmeldung angewendet.)
– Die installierte Kapaziät (s.o.) der erneuerbaren Energien mit 980 GW macht einen Anteil von 44,8% am Kapazitätsmix aus. (Anm.: Wertlose Rechtfertigungs-Aussage.)
– 2020 wurden nach Angaben der chin. National Energy Administration 56 GW an Kohlekraftwerks-Kapazitäten zugebaut.
Diese von der BGR beschriebene (bzw. von offiziellen chinesischen Stellen übernommene) angeblich großartige Entwicklung einschließlich des völligen Ausgleichs negativer Einflüsse und insbesondere die noch großartigere Situation der Energiewirtschaft in den ersten zwei Monaten des Jahres 2021 ist erstaunlich. Sie beruht offenkundig vollkommen auf staatlichen Informationen, die China lieferte. Leider steht das in hartem Gegensatz zu der von unabhängigen Informationsquellen berichteten prekären Lage im 3. Quartal des gleichen Jahres. Siehe nächstes Kapitel.
Chinas ernste Energiekrise
Im völligen Gegensatz zum ersten Kapitel, in dem durchweg außerordentlich positive Nachrichten über Chinas Energieversorgungs-Situation versammelt sind, präsentieren unabhängige Beobachter ein ganz anderes Bild 6, 7). China und auch Indien sind in ihrer Stromversorgung weitestgehend vom Brennstoff Kohle abhängig – China zu über 60%, Indien sogar zu mehr als 70%.
China leidet seit September 2021 unter einer dramatisch unzureichenden Stromversorgung und die Regierung hat sogar die Industrie in mehreren Provinzen aufgefordert, die Produktion einzustellen – und die Einwohner gebeten, so viel natürliches Licht wie möglich zu nutzen !
In China (und auch in Indien) herrscht ganz offensichtlich ein großer Mangel an Kohle für ihre Kraftwerke. Ian Williams vom Spectator 7) berichtet, dass die Hälfte der Provinzen den Strombezug rationiert, dass Fabriken geschlossen werden und dass es häufige Stromausfälle (blackouts) gebe.
Der Hauptgrund der Energiekrise – die schlimmste seit Dekaden – war diese zwangsläufig auch von einem enormen Preisanstieg begleitete Kohleknappheit. Ob Corona einen größeren Einfluss hatte, ist die Frage. Hinzu kam die Wirkung der regulierten starren Netztarife für die Energieversorger, die diese veranlassten, ihre Erzeugung zu drosseln, um Verluste einzudämmen. Beobachter dieser Entwicklung erläuterten, dass es eine wohl kurzzeitige Realität sei, dass China „und viele andere Länder“ kaum eine andere Wahl hatten, als ihren Kohleverbrauch zu steigern, um den Strombedarf zu erfüllen. China habe letztes Jahr (2020) durch ökonomische Anreize den Ausbau seiner Infrastruktur beschleunigt. Dazu gehörten auch neue Siedlungsvorhaben. Derartige Projekte benötigten viel Stahl und Zement – das hätte einen großen Druck auf die Herstellung kohleintensiver Waren erzeugt. Planwirtschaft statt Marktdynamik hat eben ihre Schattenseiten.
Danny Huang, der Direktor und Haupt-Analyst bei S&P Global Ratings kam zu dem Schluss, dass die Folge von COVID und der Energieknappheit darin bestünde, dass es in Zukunft zu einer weiter expandierenden Kohleverwendung im Energiesektor kommen werde. Dadurch werde der Fortschritt zur Erreichung der Energieverbrauchs- und Emissionsziele von der Notwendigkeit gestoppt, zur Kohlenutzung zurückzukehren. Diese Äußerung vermittelt den Eindruck, dass auch die Regierung diese Verzögerungen bedauert. Man kann es auch anders sehen.
Am 11. März 2011 lernte die Welt: Es gibt kein sicheres Atomkraftwerk, auch nicht in einem reichen Hochtechnologieland wie Japan. Der Reaktorunfall in Fukushima mag die Folge eines sehr unwahrscheinlichen Zusammentreffens vieler Faktoren gewesen sein. Aber auch solche Unwahrscheinlichkeiten passieren – mit katastrophalen Folgen. Die Ortsnamen Harrisburg, Tschernobyl und Fukushima haben sich warnend ins Gedächtnis der Menschheit eingebrannt.
Doch trotzdem verbreitet sich immer wieder die Legende von der Atomkraft als klimafreundlicher Brückentechnologie. Angesichts des spürbaren Klimawandels scheint die Frage verlockend, ob man nicht die drohende Klimakatastrophe durch eine zwar riskante, aber bekannte Technologie verhindern könne. Die Idee ist simpel: Atomkraft ein, Kohlekraftwerke aus – fertig ist die klimafreundliche CO2-Bilanz.
„Milchmädchenrechnung“ würde ich es nennen, wäre das Ganze nicht ein ziemlich schlichter Verkaufstrick der Fossil- und Atom-Industrie. Jeder Kellner lernt, wie man einen Gast wunschlos glücklich macht. Bei der Bestellung heißt die Frage nicht „Was möchten Sie trinken?“, sondern „Kaffee oder Tee?“. Dann vergisst der Gast, dass er vielleicht lieber Kakao oder Limonade getrunken hätte.
Solarstrom ist konkurrenzlos billig.
Welche Energie würden wir uns wünschen, wenn wir offen gefragt würden? Wahrscheinlich eine sichere, umwelt- und klimaschonende und günstige Energie, die weltweit unbegrenzt verfügbar ist. Und siehe da: An der Cocktail-Bar der Energieversorgung gibt es mehr als fossile oder atomare Energiequellen. Sonne, Wind, Wasser und Geothermie bieten unerschöpfliche Möglichkeiten und erfüllen alle unsere Wünsche: Sie sind sicher, umwelt- und klimaschonend und – je stärker und länger wir sie nutzen – immer günstiger. Was den Preis angeht, ist Solarstrom schon jetzt konkurrenzlos billig. …
Atomkraft lohnt sich nicht
Kernkraftwerke dagegen sind wahnsinnig teuer. Ökonomisch sind sie schlichtweg unrentabel. Studien zeigen: Eine Investition in ein neues, exemplarisches AKW mit 1.000 Megawatt elektrischer Leistung führt durchschnittlich zu Verlusten von knapp fünf Milliarden Euro. Die großen AKW-Bauer Westinghouse und Framatome (ehemals Areva) sind bankrott; die verbliebenen Energiekonzerne wollen die unrentablen Reaktoren möglichst rasch schließen oder versuchen, die finanzielle Verantwortung dem Staat zuzuschieben.
Nicht der Markt, sondern vor allem Atommächte, etwa China und Russland, halten an der nuklearen Entwicklung fest und zwar aus politischen, militärstrategischen Gründen. Mit Hilfe ziviler Nukleartechnik werden Wissen, Material und Technologien gewonnen, die sich für ein militärisches Atomprogramm nutzen lassen. Atomenergie ist das Lieblingsinstrument von Autokraten und Monopolisten; Demokratien und freie Märkte bevorzugen ein dezentral organisiertes Energiesystem, in dem sich eine Vielzahl von Anbietern in konstruktivem Wettbewerb zu einem sicheren Versorgungsnetzwerk zusammenschließen.
Und dann ist da noch das vermaledeite Müllproblem. Auch nach 70 Jahren Atomforschung gibt es keine Lösung für den gigantischen Müllberg radioaktiver Altlasten, die noch eine Million Jahre umwelt- und gesundheitsschädlich strahlen. Wohin damit? Endlager verzweifelt gesucht. Noch 30.000 Generationen werden mit diesen Hinterlassenschaften der Atomindustrie zu kämpfen haben. Genügt nicht der menschengemachte Klimawandel als Erblast des 20. Jahrhunderts? Übrigens: Atomkraftwerke sind keineswegs CO2-frei. Beim Abbau von Uran wird das noch viel klimaschädlichere Treibhausgas Methan freigesetzt.
Behäbige Kernenergie
Und täglich grüßt das Murmeltier: In den vergangenen beiden Jahrzehnten wurde die angebliche Renaissance der Atomkraft herbeigeredet. Gekommen ist sie nie. Nun hat Bill Gates erneut die angebliche Wunderwaffe gegen den Klimawandel gefunden: die Atomenergie. Die Technik, die seit fast hundert Jahren im Einsatz ist, zuerst in Kriegszeiten, später in kalten Kriegszeiten, dann in Friedenszeiten. Aber Atomenergie ist keine Friedenstechnologie. Im Gegenteil. Zwar mühen sich internationale Atomabkommen redlich, das Problem der Atomwaffen zu minimieren, doch es gibt ein Restrisiko. Genau wie bei der Technik insgesamt. Bill Gates irrt, wenn er Atomenergie aus der Mottenkiste holt, um den Klimawandel bekämpfen zu wollen. Atomenergie ist zur Bekämpfung des Klimawandels ungeeignet. Und das liegt in der Tat am wenigsten daran, dass Atomenergie zwar nicht gänzlich CO2-frei ist, aber vergleichsweise CO2-ärmer als fossile Energien.
Mythos „Grundlastkraftwerke in Ergänzung zu erneuerbaren Energien“: Grundlast war gestern, Flexibilität ist die neue Grundlast. Warum? Weil erneuerbare Energien in der Stromproduktion schwanken und Versorgungssicherheit nicht mit behäbiger Dauer-Überschuss-Stromproduktion gewährleistet wird, sondern mit der smarten Verzahnung aller erneuerbaren Energien samt Energie- und Lastmanagement, flexibler Nachfrage und mittelfristigen Speichern, die in kürzester Zeit Schwankungen ausgleichen. Erneuerbare Energien sind Teamplayer, sie dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Schon gar nicht dürfen sie durch unflexible „Grundlastkraftwerke“ am Einsatz behindert werden.
Mythos Klimaschutz: Auch bei der Produktion der Kraftwerke, dem Abbau von Uran und dem jahrlangen Rückbau der Anlagen entstehen Treibhausgase. Atomenergie ist nicht CO2-frei.
Mythos „Atomkraftwerk für den Garten ohne Müll“: Die von Bill Gates propagierten kleinen Reaktoren sind nicht die „Eierlegende Wollmilchsau“, als die sie gehyped werden. Die Technik ist altbekannt: Bezeichnenderweise stammen die Anfänge aus der russischen U-Boot-Technologie. Es ist nicht das erste Mal, dass man hofft, diese Technik wiederbeleben zu können. Es wurde immer wieder verworfen, aus den immer gleichen Gründen: Risiken, Kosten und Müll. Technische Risiken umfassen mögliche Materialkorrosion und damit verbundene Sicherheitsrisiken. Strahlungsrisiken sind auch bei den neuen Wunderreaktoren virulent. Allen Versprechen zum Trotz werden auch diese niedlichen Reaktoren kaum in der Lage sein, ihren Müll selbst zu entsorgen.
Atomenergie ist und bleibt exorbitant teuer.
Und die Kosten sind immens: Der Grund, warum man vor einigen Jahrzehnten begann, große statt kleine Reaktoren zu bauen, sind die Kosten. Kostendegression kann es nur bei Massenproduktion geben und für diese müssen die technischen Risiken und die Strahlungsrisiken sinken. Gegen die Massenproduktion sprechen nicht nur die zahlreichen ungelösten technischen Probleme, die Restrisiken und der Müll, sondern auch die Kosten: für Reaktorbau und -rückbau sowie die Lagerung des Atommülls. Somit beißt sich die Katze in den Schwanz. Genau aus diesem Grund sind in der Vergangenheit alle Atom-Start-ups nach einiger Zeit wieder in der Versenkung verschwunden.
Atomenergie ist und bleibt exorbitant teuer. Bereits der Bau der Anlagen ist teuer, wie man derzeit beim Bau des Reaktors in Finnland sehen kann. Der Rückbau der Reaktoren dauert Jahrzehnte, der atomare Müll muss über Jahrhunderte eingelagert werden. Ohne Subventionen kann kein Reaktor gebaut werden.
Atomkraft schadet dem Klima
Die Renaissance der Atomenergie ist ein Mythos – außer China und Russland gibt es so gut wie keine Länder, die substantiell in die Atomenergie investieren, global nimmt der atomare Anteil an der Stromerzeugung kontinuierlich ab. Unter marktwirtschaftlichen Bedingungen ist die Atomenergie kaum finanzierbar, besonders sichtbar derzeit in England, wo man über 35 Jahre Subventionen gewähren muss, damit ein Reaktor gebaut wird – die Kosten des Rückbaus und der Endlagerung des Atommülls sind dabei noch nicht einmal eingerechnet. Das ist auch der Grund, warum weltweit der Anteil der Atomenergie immer weiter sinkt. Mit dem Rückbau der Atomkraftwerke werden wir noch Jahrzehnte zu tun haben, mit dem Atommüll Jahrhunderte beziehungsweise Jahrtausende.
Somit sind auch die „Bill-Gates-Reaktoren“ ein Mythos, eine Wunschvorstellung, nicht mehr als eine Powerpoint-Idee. Auch über 70 Jahre der Atomforschung haben gezeigt, dass diese Vorstellung eine Wunschvorstellung bleibt. Es ist eine Wette auf die Zukunft, doch wir haben keine Zeit mehr, noch weitere Jahrzehnte an Forschungen zu vergeuden, die uns dann zeigen, was wir vorher wussten: Atomenergie hat keine Zukunft. Die Liste der Nachteile ist lang, Atomenergie ist riskant, kostenintensiv und nicht wettbewerbsfähig.
Aber warum in die Ferne schauen, wenn das Gute so nah ist: Die erneuerbaren Energien erfüllen all das, was Bill Gates mit Atomkraft erreichen will: Versorgungssicherheit, Dezentralität, Klimaschutz, Frieden. Erneuerbare Energien sind deutlich preiswerter, heute einsatzfähig, wenig risikobehaftet und klimaschonend. Ohne Müll, der Jahrhunderte strahlt. Atomenergie behindert den Umstieg zu einer Vollversorgung mit erneuerbaren Energien. Nutzen wir diese.
… ist eine deutsche Wirtschaftswissenschaftlerin und die Energiewende-Märchenerzählerin der Nation. Nebenberuflich ist sie die Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung sowie Professorin an der Leuphana Universität Lüneburg. Frau Professorin Kemfert ist nicht nur eine medial gefragte Expertin zur Klimapolitik, sondern auch politisch einflussreich. Was Herr Lauterbach für Corona ist, ist Frau Kemfert für die Energiewende. Sie wurde mit abstrusen Behauptungen und surrealen Berechnungen zum grünen Energiewende-Star, zur Schönrechnerin der Nation. …
„Erneuerbare Energien wirken kostensenkend an der Strombörse, dadurch konnten die Stromkosten gesenkt werden. Dass die Preise für dich und mich trotzdem gestiegen sind, liegt nicht an den Erneuerbaren Energien, sondern daran dass die Stromversorger die günstigen Börsenpreise nicht an uns Verbraucher weitergegeben haben… Wenn man dann noch die vermiedenen CO2-Emissionen und die damit unterbundenen Schäden (180 Euro je Tonne CO2 laut Umweltbundesamt) hinzurechnet, ergeben sich auf der Plus-Seite insgesamt 327 Mrd. Euro seit 2005 und sogar 435 Mrd. Euro eingesparte Klimaschäden seit 1990“.
Kemfert: Die Energiewende kostet nichts, sondern spart den Verbrauchern Geld, stabilisiert die Stromversorgung, schafft hunderttausende Arbeitsplätze, Kohlekraftwerke verstopfen das Netz, und es gibt mehr Speicher, als benötigt werden.
Das haarsträubende Fazit ihres Beitrages: Statt eine halbe Billion futsch, eine halbe Billion gewonnen. Nur, wo ist die Kohle?
Dabei spielt Claudia Kemfert sehr geschickt auf der Klaviatur der verwirrenden Zahlendreherei. Auf den ersten Blick erscheinen ihre Berechnungen nicht fehlerhaft, ihre Zahlen stimmen weitgehend – auch wenn sie bei den Kosten der gegnerischen Energien und der Produktionszahlen ihrer Lieblingsenergien gerne kräftig aufrundet.
Absurde Behauptungen
Die Manipulation liegt auf einer völlig anderen Ebene: Die bösen Energien werden mit horrenden sozialen Kosten behängt und bei den guten Energien werden die Backup-Kosten genauso wenig berücksichtigt wie die zweifellos auch vorhandenen sozialen Kosten.
Oder meint jemand, dass die gigantischen Betonfundamente der Windräder (Durchmesser 20–30 Meter, 4 Meter Tiefe, 1.300 Kubikmeter Beton und 180 Tonnen Stahl), die sich beim Ausbau der geplanten 65.000 Windenergieanlagen auf etwa 250 Millionen Tonnen Stahlbeton aufsummieren, nicht irgendwie aus irdischem Zement und Eisen gemacht sind, bei dessen Produktion jede Menge CO2 anfällt und die bei Rückbau der Anlage nicht doch irgendwann wieder ausgebuddelt und zerkleinert werden müssen? Solche Erkenntnisse klammert Frau Kemfert konsequent aus.