18.1.1871: Gründung des Deutschen Reichs, des Nationalstaats Deutschland

150 Jahre deutscher Nationalstaat: Aleman in Deckung!

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Stell dir vor, Deutschland, als Nationalstaat, begeht in diesem Jahr, 2021, den rundesten Geburtstag seit einem halben Jahrhundert – und keiner geht hin. Deutschland? Deutsche Nation? War da was? Alles abgeschafft, nie dagewesen?

Nein, im Deutschen Historischen Museum an Berlins Prachtboulevard Unter den Linden sieht man keinen Anlass, durch eine gesonderte Schau oder öffentliche Veranstaltungen den 150. Geburtstag des deutschen Nationalstaates zu begleiten, wie man auf Anfrage mitteilt. Auch keine kritische. Die Pressestelle verweist lediglich auf die Dauerausstellung („Einblick in 1500 Jahre Vergangenheit“, derzeit wegen Corona geschlossen), wo man „u.a. anhand von Gemälden, Grafiken, Karikaturen und Lithografien die Proklamation des Deutschen Kaiserreiches unter preußischer Führung 1871“ nachzeichne, samt ihrer Vorgeschichte. Nicht mal für eine der meist zwei parallelen Sonderausstellungen war dem Haus dieses bedeutende Datum bedeutsam genug. Die staatliche Gründung der deutschen Nation im Januar 1871 – an deren zentralem „Schau-Platz“ ist sie auch zum 150. Jahrestag ein Thema unter unzähligen anderen. Nichts Besonderes.

Und dabei ist das Museum in guter Gesellschaft. Ganz oben – und auch weiter unten.

Im Haus der Kulturbeauftragten der Bundesregierung, Monika Grütters, gibt man sich ähnlich zurückhaltend. Man habe vom 29. auf den 30. Oktober 2020 eine Online-Tagung der „AG Orte der Demokratiegeschichte“ zum Thema unterstützt, heißt es dort, außerdem fördere man eine Sonderausstellung in der Otto-von-Bismarck-Stiftung in Friedrichsruh in der Nähe von Hamburg. Das war es dann. Nichts, was auch der aufmerksame Zeitungsleser überregional irgendwie registriert hätte.

Im Haus der Geschichte in Bonn hat man auf den ersten Blick eine plausible Antwort: Man fühle sich zeitlich nicht zuständig, kümmere sich nur um die Zeitgeschichte, nach 1945. Mag sein. Dass dieser so wuchtige und wichtige Jahrestag allerdings auch tief und – wie all die Jahrzehnte seither uns zeigten – so diskursiv in das Selbstverständnis der Bundesrepublik Deutschland hineinragt und damit auch in den eigenen zeitgeschichtlichen  Auftrag – auf die Idee ist man im Bonner HDG nicht gekommen: Die Art und Weise, in der die Reichsgründung 1871 bei den bisherigen runden Geburtstagen nach 1945 begangen wurde, die großen Reden dabei, die Debatten und Auseinandersetzungen, die darum geführt wurden, sie sagt schließlich einiges über das Selbstverständnis der Deutschen als Deutsche in ihrer Bundesrepublik, in der Zeitgeschichte der Nation aus.

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3 Gedanken zu „18.1.1871: Gründung des Deutschen Reichs, des Nationalstaats Deutschland“

  1. Wenn es nicht so traurig wäre, es wäre direkt komisch. Man stelle sich einmal vor, Deutschland wäre kein Land, sondern eine Person, ein Individuum. Eines, dessen Grossvater ein Verbrechen begangen hat. Und nun geht der Enkel, der sich persönlich nichts hat zuschulden kommen lassen, jahrzehntelang in Sack und Asche, schlägt sich die Brust mit „mea-culpa“-Rufen wund, und leckt jedem, der ihn beleidigt, niedermacht, und ausnutzt, die Stiefel.
    Schliesslich sagt er: Ich will nicht mehr „ich“ sein – sondern am liebsten alles und niemand. Egal wer, nur nicht ich.
    Das wäre ein Fall für den besten Psychiater, der aufzutreiben wäre, nicht wahr?
    Deutschland gehört auf die Couch. Oder besser, gleich in eine Gummizelle??

  2. Second thoughts. Wie ist diese Entwicklung zustandegekommen? Ich glaube, es hängt ursächlich mit den zahllosen chaotischen Schulreformen des späten letzten Jahrhunderts zusammen. Da ist die deutsche Bildung so verhunzt worden, dass – zumindest in den Geisteswissenschaften – nur noch wenige wirklich gute Leute „produziert“ wurden; im Zuge der „Demokratisierung“ der Alma Mater wurde versucht, jedem intellektuell dafür noch so ungeeigneten Tropf sein Exäm’chen zukommen zu lassen. Die Folge war eine Flut von Soziologen, Politologen und ähnlich weitgehend nutzlosen Zeitgenossen.
    Es stellt sich die Frage, was macht ein Mensch, der eigentlich unqualifiziert ist, und für den keine wirkliche Verwendung besteht, um sich als irgendwie wichtig und interessant darzustellen?
    Nun, wenn einer gar nichts kann, dem steht immer noch der Beruf des Moralisten, des Mahners, des Rufers in der Wüste zu. Man muss etwas schwafeln und in den Augen von naiven Menschen eine einigermassen glaubwürdige hypermoralische Pose einnehmen können – das reicht schon.
    In den USA gab (und gibt es teilweise noch) in einigen frommen Gegenden den „Strassenecken-Prediger“, der mit der Donnergewalt seiner Rhetorik auf einer Kiste an einem belebten Platz Zeter und Mordio und das Jüngste Gericht auf seine sündigen Zuhörer herabregnen lässt – und dabei ganz gut von deren Spenden lebt.
    Der deutsche Journalist ist heutzutage in seiner übergrossen Mehrheit das, was diese Strassenecken-Prediger waren. Er moralisiert, mahnt, klagt an. Das erhöht ihn selbst, denn er steht auf dem Podest des ethisch Überlegenen. Und er lebt davon.
    In Dritte-Welt-Diktaturen schleimt derselbe Typus Lobeshymnen auf den Diktator – denn das bringt Sicherheit und Anerkennung. In Deutschland mit seinem anfälligen Selbstwertgefühl ist die Taktik der Beschimpfung des eigenen Volks erfolgversprechender – allerdings bei gleichzeitiger Lobhudelei gegenüber der Regierung.
    Hinzu kam der Zusammenbruch des Kommunismus – jener theoretisch so moralischen Ideologie. Viele Linksintellektuelle sahen deshalb in den 90iger Jahren ihre Felle davonschwimmen. Also mussten diverse Ersatz-Ideen und -Ideologien her, als da wären Drittweltismus, Antikolonialismus,
    Umweltschutz, Klimaschutz, Anti-Rassismus, Pseudo-Antifaschismus.
    Ohne diese teils realen, teils übertriebenen, teils erfundenen Probleme wäre der Linksintellektuelle ein Auslaufmodell. Und dagegen wehren die sich natürlich mit Zähnen und Klauen.
    Deshalb wird in regelmässigen Abständen eine neue Kampagnen-Sau durchs Dorf getrieben. Wer mitmacht, gehört zu den „Guten“, den „Woken“ – die anderen sind „Dunkeldeutschland“.
    Das Ganze befriedigt nicht nur die ökonomischen Bedürfnisse der Linksintellektuellen – sie finden Pöstchen -, sondern vor allem ihre psychologischen: der „Mahner“ darf sich in der Sonne eines erhöhten Status wärmen.
    In einer geistig gesunden Gesellschaft würden solche „Nichtse“ als das erkannt, was sie sind und ignoriert. In Deutschland werden sie hofiert. Und so verstetigen sie in einem sich selbst verstärkenden Effekt, bis sie fast die gesamte „Elite“ durchsetzt haben.
    Der Fisch fängt vom Kopf an zu stinken. Mittlerweile ist der Gestank unerträglich.

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