KEIN Auslaufmodell – Der Energieträger Kohle

Deutschland, der Geisterfahrer

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Ein Gedanke zu „KEIN Auslaufmodell – Der Energieträger Kohle“

  1. Die Angaben des Autors stimmen – bis auf eine Kleinigkeit: China hat seine Kohleverstromung nicht aufgrund von Klimaabkommen eingeschränkt. Die verpflichten China nämlich erst in einigen Jahren zu solchen Massnahmen. Eigentlich sind die Chinesen – im Moment noch zu gar nichts verpflichtet. Sonst hätten sie auch nicht zugestimmt (siehe dazu den aufschlussreichen Artikel von Hendrik Ankenbrand, „5 Gründe, warum China am Klimaabkommen festhält“, ‚FAZ‘, 2.6.17).

    Das Einsparen von Kohle geschah aus lokalen Umweltschutzgründen, und aus freiwilliger Selbstverpflichtung, die Emissionen zu senken. Aber das ist alles nicht verbindlich. Schon im Sommer wurde bekannt, dass China den Bau von 43 neuen Kohlekraftwerken plant (s. Amy Gunia, „China is planning…“, in: ‚Time‘, Aug 20, 2021).
    DIE PFEIFEN ALSO IM ZWEIFEL AUF DIE WESTLICHE KLIMAPOLITIK.

    Dies geschieht AUCH vor dem Hintergrund der chinesischen Klimaforschung, über die hier im Westen NIEMALS berichtet wird, die man aber mit ein bisschen Recherche durchaus finden kann.
    Der Grund, warum hier darüber nie berichtet wird, scheint ziemlich klar: Die chinesischen Forscher kommen nämlich zwar zu teils divergierenden Ergebnissen, aber UNTER DEM STRICH zu weit weniger alarmistischen Vorhersagen als das, was hier im Westen öffentlich präsentiert wird. Einige Forscher weisen sogar auf FÜR CHINA POSITIVE AUSWIRKUNGEN DES KLIMAWANDELS HIN.

    Nun werden einige darauf verweisen, dass in China keine akademische Freiheit herrscht. Aber ich bezweifle erstens, dass die Chinesen mit stark negativen Klimafolgen leben wollen, und zweitens, dass sich die Freiheit der Forschung in diesem Punkt substantiell vom Gros unserer westlichen unterscheidet; bei uns sind offensichtlich viele Forscher vom Wissenschaftler zum Aktivisten mutiert und schränken damit selbst ihre geistige Freiheit ein (das Negativbeispiel des berüchtigten Potsdam-Instituts, bei dem offenbar weniger das Klima, dafür aber umso mehr der Antikapitalismus auf der Agenda steht, springt ins Auge).

    Wer sich über chinesische Klimaforschung informieren will, kann hier anfangen zu suchen:

    Eine allgemeine Literaturliste zum Thema, mit Studien chinesischer Wissenschaftler, finden Sie im Lexikonartikel von Jie Fei, ‚Oxford Research Encycopedias, Climate Science, Meteorological History and Historical Climate of China‘).
    Dort sind auch Arbeiten des bekanntesten chinesischen Klimaexperten, Jiacheng Zhang, aufgelistet.
    Zhang zeigte in seinen Arbeiten u.a., dass es die mittelalterliche Warmzeit und die kleine Eiszeit, mit Abwandlungen, auch in China gegeben hat. In seiner Studie „Historical Climate Records in China and Reconstruction of Past Climates“, in: ‚Journal of Climate‘, 8/1989) präsentiert er das historische Klima in China der letzten 1000 Jahre.
    Sein Chart auf Seite 843 (der Aufsatz ist über JStore lesbar) zeigt eine abfallende Temperatur zwischen 1000 und 1200 und eine unter Windungen ansteigende für die Gegenwart, ohne die alten Hochs zu erreichen. Zhang bemerkt dazu, dass die von den chinesischen Bauern besonders gefürchteten Trockenperioden besonders in der Kleinen Eiszeit vorkamen, also gerade in kälteren Perioden.

    Tsui Jung Liu* fasst die Ergebnisse mehrerer chinesischer Studien so zusammen:
    „Analyses using different scales confirmed that during the past 2000 years, the 20th century climate warming was not unique; the degree and speed of warming had not exceeded the highest level ever occurred… the temperature anomaly of the warmest 30 years in the 20th century was 0.9 C, close to the 1.0 C [Celsius] of the medieval warm period.“

    Guoli Tang findet einen relativ moderaten Temperaturanstieg für den Zeitraum 1906 bis 2005 von 0.78 Grad Celsius (plusminus 0.27), s. „Comparative Analysis of China Surface Air Temperature Series for the Past 100 Years“, in: ‚Advances in Climate Change Research‘, 1/2010. –

    „A research team headed by Pingzhong Zhang examining the period from c. 960 to 1340 not only has established strong correlations between increased solar radiation, warmer Chinese climate, glacier retreat, and more powerful Asian summer monsoons, but has argued that warmer, wetter conditions substantially underlay the rapid agrarian and demographic expansion characteristic of the Song [dynasty]. Conversely, periods of cooling and reduced monsoon flows, in the late Tang, late Yuan, and late Ming, tended to be periods of economic stress and popular unrest (s. Victor Lieberman, „Strange Parallels…“, 2009, Seite 555).

    Xiu Qi Fang et al. fanden Korrelationen zwischen kühleren Perioden und schlechteren Getreideernten in China, häufigeren Hungersnöten und Aufständen.
    „There was a higher proportion of bumper or normal harvests… more moderate and mild famines,… and a lower proportion of peasant uprisings… in the 30-year warm units“ („Transmission of Climate Change Impacts from Temperature Change to Grain Harvests…“, in: ‚Science China. Earth Sciences‘, 8/2015, S. 1427).

    Quansheng Ge et al. fassen zusammen:
    „Historical climate impact research has so far drawn three principal conclusions:
    1. Historically, climate change impacts tended to be negative in cold periods and positive in warm ones…
    25 of the 30 most prosperous periods in imperial China during the past 2000 years occurred during periods of warmth…
    2. Long-term cooling trends often coincide with social and economic decline…
    3. Throughout Chinese history, both the rulers and the ruled adopted strategies… to cope with climate change…“
    („China: 2000 Years of Climate Reconstruction“, in:
    S. White, „The Palgrave Handbook of Climate History“, 2018, S. 199).

    Eine neue Arbeit von Wu Jing** stellt eine längerfristige Erwärmung in Nordchina lange vor der Industrialisierung fest. Sie hat keine Anzeichen für menschliches Zutun finden können und führt dies auf die Sonnenaktivität zurück.
    Professorin Wu befürchtet für die nähere Zukunft eine Abkühlung mit unangenehmen Folgen
    (eine Zusammenfassung findet sich in der ‚South China Morning Post‘ vom 11.8.2019).

    [- Anmerkungen:
    *in: „Nature, Environment, and Culture in East Asia…“, ed. Carmen Meinert und Claus Leggewie, 2013 [Seitenzahl für das Zitat habe ich im Moment verschlampt, kann ich Ihnen aber nachliefern]
    **Professorin Wu hat eine Homepage auf der Webseite der chinesischen Akademie der Wissenschaften (engl. Version) -]

    Fazit.
    Die Chinesen halten unsere westliche Furcht vor dem Ende der Welt für völlig übertrieben. Dies ist auch nicht mit Zensur oder gelenkter Wissenschaft in China zu erklären: die wollen dort schliesslich auch überleben. Sie können aufgrund der historischen Daten sogar einer Erwärmung durchaus positive Aspekte abgewinnen.
    Und sie können seelenruhig zusehen, wie der Westen in seiner Panik seine eigene industrielle Basis ruiniert, was China den Weg an die Weltspitze weiter erleichtert.

    – – –

    Davon unabhängiger Literaturtipp von heute: der Gast-Artikel des Präsidenten des deutschen Bundesrechnungshofs, Kay Scheller über die Energiewende, im ‚Cicero‘, „Teuer und unsicher“.

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